Internet und Anwaltsauskunft
Rechtsfragen tauchen im Alltag ständig auf.
Ob es die Reklamation des Fernsehers, das Bußgeld nach falschem Parken oder der Streit mit dem Vermieter ist.
Für den Gang zum Anwalt in die Kanzlei ist die Hemmschwelle oft groß.
Da scheint es doch praktisch zu sein, dass Anwälte auf verschiedenen Portalen im Internet schnellen und günstigen Rechtsrat versprechen.
Über die bekannten Suchmaschinen findet man schnell die Portale zur Online-Rechtsberatung. Rund zehn von ihnen gibt es inzwischen.
Es lohnt sich, das Verfahren des gewählten Anbieters vorher kurz anzuschauen, denn dort können Unterschiede auftauchen.
Zunächst muss man sich registrieren und ein Rechtsgebiet auswählen.
Zum Teil ist es möglich, sich die Antwort eines Anwalts oder Anwältin aus der Nähe zum eigenen Wohnort zu wünschen, falls man später doch noch den persönlichen Kontakt suchen möchte. Dann gibt man seine Frage ein und schickt sie ab.
Natürlich will man vorher wissen, was der Rat kosten wird.
Die Höchstgrenze für eine solche Erstberatung liegt für Verbraucher bei 190 Euro plus Mehrwertsteuer.
Allerdings bewegen sich die meisten Antworten in der unteren Spanne ab 20 Euro aufwärts. 20-60 Euro sind die häufigsten Preise, die sich auf den einschlägigen Seiten finden. Die Anbieter haben unterschiedliche Modelle der Bezahlung.
* zum Teil kann der Kunde selbst den Preis vorschlagen, den er bereit ist, zu zahlen. Falls er viel zu niedrig liegt, weisen die Anwälte darauf hin und bitten um einen höheren Vorschlag. Das kommt allerdings eher selten vor. Manche Anbieter schalten die Frage erst frei, wenn man bezahlt oder dies zumindest per E-Mail bestätigt hat.
* Manche Anbieter machen nach der eingereichten Frage einen Kostenvoranschlag. Wenn man ihn annimmt, wird die Frage beantwortet.
* Schließlich arbeiten andere Anbieter nach Pauschalpreisen, die danach variieren, wie schnell man eine Antwort haben möchte.
Bei einer Stichprobe trafen die Antworten bereits nach ca. einer Stunde ein. Natürlich hängt das aber auch von der Schwierigkeit der Frage und der nötigen Recherchezeit des Anwalts oder der Anwältin ab.
Für welche Fälle bietet sich Online-Beratung an?
Die Online-Beratung eignet sich vor allem dann, wenn man einen relativ kurzen Fall vorträgt, den der Anwalt schnell erfassen und beurteilen kann.
Wenn viele Dokumente einzusehen und zu beurteilen sind, wird es meistens schwierig. Natürlich kann man eine Klausel des Mietvertrags abtippen oder ein Dokument einscannen und anhängen. Wenn es sich aber um umfangreiche Dokumente handelt, sollte man eher das Gespräch in der Kanzlei suchen.
Schwierig sind auch Fälle, in denen der Sachverhalt umstritten ist, wenn also Zeugenaussagen bei einem Verkehrsunfall unterschiedlich ausfallen und zu bewerten sind. Dann können die Anwälte online höchstens erklären, wer was zu beweisen hat.
Wie gut ist die Beratung?
Eine pauschale Aussage dazu lässt sich nicht treffen, die Anwälte sind online genauso gut oder schlecht wie in der Kanzlei.
Natürlich gibt es bei vielen Portalen Bewertungen der Antworten. Ob die Antwort tatsächlich richtig war, können die Kunden allerdings in der Regel nicht beantworten; insofern müssen die Bewertungen nicht besonders aussagekräftig sein.
Manchmal sind Fachanwaltstitel vorhanden, die auf jeden Fall ein Qualitätsmerkmal sind. Allerdings besteht auch bei solch einem Titel das Risiko einer Falschberatung.
Manche Portale veröffentlichen die Antworten der Anwälte (natürlich ohne den Namen des Fragestellers zu nennen). Das ist eine recht gute Kontrolle, denn kein Anwalt und keine Anwältin möchte mit falschen Antworten im Netzt stehen.
Absolute Sicherheit gibt aber auch das nicht. Für Fälle, bei denen es um richtig viel Geld geht, sollte man ohnehin länger nach guten Anwälten recherchieren und in die Kanzlei gehen.
Haftet der Anwalt?
Wenn der Anwalt eine falsche Auskunft gibt, muss er den Schaden des Mandanten bezahlen.
Hier gibt es keinen Unterschied, ob man persönlich in der Kanzlei war oder online beraten wurde. Anwälte haben eine berufliche Haftpflichtversicherung, die für die Falschberatung aufkommt.
Letztlich doch in die Kanzlei?
Natürlich kann sich herausstellen, dass der konkrete Fall eine ausführlichere Beratung erforderlich macht. Dann kann der Online-Kontakt durchaus in eine persönliche Beratung übergehen.
Für solche Fälle ist es praktisch, wenn man die Beratung eines Anwalts aus der Umgebung gewählt hat. Die Kosten der Erstberatung werden dann auf die Gesamtkosten angerechnet.
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Quelle: ard
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